Sehr viele Menschen mit einer schweren psychischen Erkrankung würden gerne (wieder) in das Arbeitsleben einsteigen, finden aber auf dem „normalen“ Bewerbungsweg keinen Zugang zum Arbeitsmarkt. „Berufliche Rehabilitation“ steht in diesem Zusammenhang nicht nur für die Heranführung und die Teilhabe am Arbeitsleben: Werkstätten für Menschen mit einer psychischen Erkrankung bieten Ihnen neben dem Zugang zu vielfältigen und interessanten Tätigkeiten eine feste Tagesstruktur, den Austausch mit Kollegen und Kolleginnen, eine professionelle fachliche Begleitung, zum Beispiel im Hinblick auf die Anpassung von Arbeitsanforderungen und -plätzen, sowie letztlich das Wissen, durch die eigene Arbeitsleistung einen wichtigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beitrag zu leisten und damit aktiv am Arbeits- und gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Wie läuft die berufliche Rehabilitation psychisch kranker Menschen ab?
- Die Antragstellung. Berufliche Rehabilitation – ja oder nein.
Bevor Sie Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation in einer Werkstatt für Menschen mit einer psychischen Erkrankung (WfbM) für sich in Anspruch nehmen können, müssen Sie einen Antrag auf berufliche Rehabilitation beim zuständigen Kostenträger stellen. In der Folge kommt es zu einem Gespräch mit Ihrem Reha-Berater und der Sichtung der vorhandenen medizinischen Unterlagen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werkstätten unterstützen Sie gerne bei der Antragstellung. -
Das Eingangsverfahren. Der Einstieg in die berufliche Rehabilitation.
Zu Beginn der beruflichen Rehabilitation steht eine maximal dreimonatige, ergebnisoffene Kompetenzanalyse. In diesem Zeitraum lernen Sie die Werkstatt, ihre Fachanleiter, Sozialarbeiter, den Werkstattrat, die Frauenbeauftragte und Ihre späteren Kollegen kennen. Darüber hinaus erfahren Sie, welche Möglichkeiten der beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung Ihnen die Werkstatt bieten kann und erproben sich in den unterschiedlichen angebotenen Berufsfeldern – zum Beispiel im gewerblichen, kaufmännischen oder technischen Bereich. Eines der Ziele des Eingangsverfahrens ist es, gemeinsam mit Ihnen einen Qualifizierungsbereich zu finden, innerhalb dessen Sie sich bilden und trainieren möchten, sowie eine dementsprechende berufliche Bildungsmaßnahme mit Ihnen zu planen. -
Der Berufsbildungsbereich. Fähigkeiten entdecken, ausbauen und anwenden.
Im Anschluss an das Eingangsverfahren folgt eine maximal zweijährige Berufsbildungsmaßnahme, deren Schwerpunkt auf dem Berufsfeld liegt, das Sie zuvor gemeinsam mit Ihren Fachberatern gewählt haben. Mitarbeiter/-innen der WfbM unterstützen Sie während der beruflichen Bildungsmaßnahme dabei, die nötigen fachlichen Grundlagen zu erlernen und Ihre persönlichen und beruflichen Fähigkeiten (wieder) zu entdecken. Ziel des Berufsbildungsbereichs ist es, die zuvor erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten zu festigen, damit diese Ihre Chancen auf eine Vermittlung in den allgemeinen Arbeitsmarkt erhöhen. Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der WfbM stellen Sie perspektivische Überlegungen für die Zeit nach der Berufsbildungsmaßnahme an. Dabei loten Sie die Möglichkeiten einer Wiedereingliederung auf dem Arbeitsmarkt, der Aufnahme einer Berufsausbildung oder der weiteren Beschäftigung in der Werkstatt aus.Übrigens: Während Ihrer Teilnahme am Berufsbildungsbereich besteht für Sie die Möglichkeit, an sogenannten arbeitsbegleitenden Maßnahmen – wie zum Beispiel an Kursen aus den Themenbereichen Persönlichkeitsentwicklung, Sport, Kultur und Freizeitgestaltung (usw.) – teilzunehmen.
-
Der Arbeitsbereich. Ihr Weg in eine dauerhafte Beschäftigung.
Im Anschluss an das Ende der zweijährigen Berufsbildungsmaßnahme bieten die Werkstätten allen psychisch kranken Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Wunsch einen passgenauen Arbeitsplatz im jeweiligen Arbeitsbereich an. Sie haben dabei die Chance, im Rahmen eines (arbeitnehmerähnlichen) Beschäftigungsverhältnisses dauerhaft in berufliche Strukturen eingebunden zu werden, inklusive aller sozialversicherungspflichtigen Leistungen wie zum Beispiel den Zahlungen zur Renten- und Pflegeversicherung (auf Basis eines bundesdurchschnittlichen Arbeitnehmergehalts).Während Ihrer Beschäftigung im Arbeitsbereich einer WfbM haben Sie weiterhin die Möglichkeit, an attraktiven arbeitsbegleitenden Maßnahmen teilzunehmen, zu denen neben verschiedenen Maßnahmen der Erwachsenenbildung (z. B. Persönlichkeitsentwicklung, Psychoedukation, Stressbewältigung, Sozialkompetenztraining, Sport, Kultur, etc.) auch ein breites Angebot an individuellen Fortbildungsangeboten – Stichwort: lebenslanges Lernen – zählt.
Selbstverständlich ist darüber hinaus eine kontinuierliche psychosoziale Begleitung sichergestellt, bei der Sie gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sozialen Dienstes der WfbM auch über den Tellerrand (abseits Ihrer Bildung und Arbeit in der Werkstatt) schauen. So erhalten Sie, bei Bedarf, individuelle Unterstützung und Beratung auch in Themenbereichen Ihres Privatlebens.
Externe Werkstattarbeitsplätze bzw. Betriebsintegrierte Arbeitsplätze (BiAp)
Werkstätten für Menschen mit einer psychischen Erkrankung bieten Ihnen, wenn Sie möchten und können, die Möglichkeit, Ihre Teilnahme am Berufsbildungsbereich sowie am Arbeitsbereich außerhalb der Werkstatt in Form eines sogenannten „Betriebsintegrierten Berufsbildungsplatzes“ bzw. eines „Betriebsintegrierten Arbeitsplatzes (BiAp)“ zu absolvieren.
Möglich gemacht wird diese Konstellation durch eine enge Kooperation der Werkstätten mit verschiedenen regionalen Arbeitgebern. Während Sie entweder als Einzelperson oder in einer Gruppe mit mehreren Werkstattmitarbeitenden in den Räumen des externen Unternehmens arbeiten, sind Sie unverändert zugehörig zur Werkstatt – können also jederzeit und ohne Einschränkungen oder Nachteile wieder in die WfbM zurückkehren.
Selbstverständlich werden Sie auch während Ihrer Zeit außerhalb der Werkstatt dauerhaft von Jobcoaches der Werkstatt (Inklusionsassistenten) betreut, die Ihnen jederzeit für Ihre Rückfragen, zur Problemlösung oder als „Vermittler“ zwischen Ihnen und dem externen Arbeitgeber zur Verfügung stehen.
Erfahren Sie mehr über externe Werkstattarbeitsplätze in diesem Video der proviel-Werkstätten aus Wuppertal: